Ostern
1920 trat ich aus der Volksschule aus! Ich bezog das Zimmer neben dem
Amtszimmer von Herrn Direktor Jasse an der Großen Mühle. Dieses
Zimmer musste ich mich mit Herrn Sasse, dem stellvertretenden
Direktor, teilen. Der Danziger Lehrerrinnen-Verein hatte eine so
genannte "freiwillige Klasse" schulentlassener Mädchen
gebildet, den Handarbeitsunterricht in dieser Klasse hatte Fräulein
Zeim erteilt. Die Schülerinnen zahlten ein kleines Schulgeld, sie
erhielten wöchentlich 20 Unterrichtstunden.
Diese
Klasse bildete zusammen mit der vom "Danziger Verein Frauenwohl" unter
der Leitung von Fräulein Maria Meier eingerichteten Klasse für
Schneiderlehrlinge den Grundstock der Mädchenberufsschule. An dieser
Lehrlingsklasse gab die Kunstgewerblerin Fräulein Else Schulz den
Fach-und Zeichenunterricht. Den theoretischen Unterricht erteilte
unter anderen die Volksschullehrerin Fräulein Dienerowik. Die Namen
etwaiger anderer Lehrerinnen sind mir entfallen.
Am 12. April 1920 begann also mit diesem Grundstock die Mädchenberufsschule zu Danzig!
Das Ortsstatut trat dann für alle gewerblichen und kaufmännischen Lehrlinge Ostern 1921 in Kraft! Es hieß für mich, mit dem Aufgabengebiet vertraut zu werden. –
Da aufgrund der Weimarer Verfassung in ganz Deutschland nun auch Berufsschulen für Mädchen eingerichtet werden mußten. (Für Knaben bestanden ja schon seit langen die so genannten Fortbildungs-Schulen!) erging von Leipzig aus, wo unter Else Sander schon seit längerer Zeit eine Mädchenberufsschule bestand, an alle für die Errichtung von Mädchenberufsschulen vorgesehenen Lehrkräfte die Aufforderung, an einem sechswöchigen Einführungskurses teilzunehmen. Ich wurde von der Stadt dazu hingeschickt in sechs Wochen in der Zeit von Juni bis Juli 1920.
Diese Einführung war äußerst interessant für alle – aber auch ungeheuer anstrengend, - fing es ja immer schon um 7:00 Uhr morgens an und dauerte bis zum späten Abend. (Wir alle sahen schließlich nur noch wie abgemagerte Droschkengäule aus!)
Es trat nun an mich die Aufgabe heran, für die ab April 1921 erwarteten Schülerinnen, Handwerks-und kaufmännische Lehrlinge, die notwendigen nebenamtlichen Lehrkräfte heranzuziehen.
Ich wandte mich daher mit einem Rundschreiben an die Lehrerinnen der Volksschulen.
Am 20. Oktober 1920 fand dann die erste Werbe-Versammlung in der Aula der Viktoriaschule in Anwesenheit von Senator Dr .Strunk statt.
Und ich hielt meine "Jungfernrede"! Konnte ja nun von Leipzig sehr viel berichten!
Mit dem Erfolg konnte ich recht zufrieden sein!
Ich richtete daraufhin verschiedene Einführungskurse ein. Die Herrn Fiek u. Krieg von der männlichen Berufsschule übernahmen die Kurse für Berufs-& Fachkunde und Buchführung, Professor Petersen für Kunstgewerbe, Professor Glimm von der technischen Hochschule und Doktor Eikleben Kurse für Nahrungsmittellehre etc.
Die Kurse fanden in der Schule Großen Mühle und in der Hochschule statt.
So verging der Winter.
Im April 1921 trat das Ortsstatut in Kraft – und damit der Kampf mit den Arbeitgebern!
An dieser Stelle ist es mir eine liebe Pflicht, zu bezeugen, dass Herr Direktor Jasse mir treulich in dieser für mich nicht leichten Zeit mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat.
Als treue und gewissenhafte Hilfe hatte er mir aus seinem Geschäftszimmer Fräulein Else Hauffe beigegeben, die dann auch bis zum schweren Zusammenbruch unseres Vaterlandes 1945 und zum Zerfall unserer Schule – 25 Jahre hindurch dem Geschäftszimmer vorstand.
Was es damals hieß, die Arbeitgeber zur Einhaltung der Berufsschulpflicht ihrer Angestellten zu verpflichten, davon kann man sich heute (1958) keine Vorstellung machen. Es war ein dauernder Kampf! Wieviel tausend Versäumnisanzeigen und Strafmandate habe ich, besonders in den ersten Jahren, unterzeichnen und bearbeiten müssen!
Verpflichtet zum Schulbesuch waren alle kaufmännischen und gewerblichen Lehrlinge und alle ungelernten Arbeiterinnen. Die Hausangestellten waren noch nicht schulpflichtig.
Die Lehrlinge erhielten 8 Wochenstunden. Für die gewerblichen Lehrlinge wurden diese 8 Stunden an einem Tag erledigt, da der Unterricht in 4 Stunden Theorie und vier Stunden Fachunterricht zerfiel. Die kaufmännischen Lehrlinge, Kontoristinnen und Verkäuferinnen kamen 2 x zu je 4 Stunden zum Unterricht.
Die Arbeiterinnen erhielten 6 Stunden Unterricht hintereinander.
Zu diesen Pflichtklassen kamen dann noch die freiwilligen Klassen, die 20 Wochenstunden erhielten. Für diesen Unterricht wurde auch ein Schulgeld bezahlt. Die Fürsorgestelle für Kriegerwaisen war an mich herangetreten mit der Bitte, für die Kriegerwaisen solche Klassen einzurichten.
So lief die Schule an – und wurde immer größer und größer.
Ein eigenes Schulhaus besaß ich nicht! Mein Amtszimmer wurde schließlich ein kleiner Raum, der als Lehrmittelzimmer für elektrische Geräte zum Gebrauch für Elektrotechniker in der Knabenschule gebraucht wurde.
Mein Geschäftszimmer lag unter mir im Erdgeschoß, dem Geschäftszimmer für die Knaben entgegengesetzt.
Das Lehrmittelzimmer war lag unter dem Dach im 4. Stock. Ein Lehrerinzimmer war nicht vorhanden. Für meine Schülerinnen standen 3 Klassenräume zur Verfügung. Nun, die Lehrkräfte, die diese Anfangszeiten mitgemacht haben, können noch manch ein Lied davon singen, was es heißt, Jungen und Mädel zu damaligen Zeiten unter einem Dach zu beherbergen! (Heutzutage Ist die "coedukation" nichts Besonderes! 1958) Selbstverständlich waren wir Eindringlinge, die "Mariellen" an allem Unfug schuld!
So waren wir also gezwungen, in den anderen Schulhäusern – am Nachmittag! – Unterkunft zu suchen, außerdem natürlich auch in den Schulen der Außenwerke!
Am 12. April 1920 begann also mit diesem Grundstock die Mädchenberufsschule zu Danzig!
Das Ortsstatut trat dann für alle gewerblichen und kaufmännischen Lehrlinge Ostern 1921 in Kraft! Es hieß für mich, mit dem Aufgabengebiet vertraut zu werden. –
Da aufgrund der Weimarer Verfassung in ganz Deutschland nun auch Berufsschulen für Mädchen eingerichtet werden mußten. (Für Knaben bestanden ja schon seit langen die so genannten Fortbildungs-Schulen!) erging von Leipzig aus, wo unter Else Sander schon seit längerer Zeit eine Mädchenberufsschule bestand, an alle für die Errichtung von Mädchenberufsschulen vorgesehenen Lehrkräfte die Aufforderung, an einem sechswöchigen Einführungskurses teilzunehmen. Ich wurde von der Stadt dazu hingeschickt in sechs Wochen in der Zeit von Juni bis Juli 1920.
Diese Einführung war äußerst interessant für alle – aber auch ungeheuer anstrengend, - fing es ja immer schon um 7:00 Uhr morgens an und dauerte bis zum späten Abend. (Wir alle sahen schließlich nur noch wie abgemagerte Droschkengäule aus!)
Es trat nun an mich die Aufgabe heran, für die ab April 1921 erwarteten Schülerinnen, Handwerks-und kaufmännische Lehrlinge, die notwendigen nebenamtlichen Lehrkräfte heranzuziehen.
Ich wandte mich daher mit einem Rundschreiben an die Lehrerinnen der Volksschulen.
Am 20. Oktober 1920 fand dann die erste Werbe-Versammlung in der Aula der Viktoriaschule in Anwesenheit von Senator Dr .Strunk statt.
Und ich hielt meine "Jungfernrede"! Konnte ja nun von Leipzig sehr viel berichten!
Mit dem Erfolg konnte ich recht zufrieden sein!
Ich richtete daraufhin verschiedene Einführungskurse ein. Die Herrn Fiek u. Krieg von der männlichen Berufsschule übernahmen die Kurse für Berufs-& Fachkunde und Buchführung, Professor Petersen für Kunstgewerbe, Professor Glimm von der technischen Hochschule und Doktor Eikleben Kurse für Nahrungsmittellehre etc.
Die Kurse fanden in der Schule Großen Mühle und in der Hochschule statt.
So verging der Winter.
Im April 1921 trat das Ortsstatut in Kraft – und damit der Kampf mit den Arbeitgebern!
An dieser Stelle ist es mir eine liebe Pflicht, zu bezeugen, dass Herr Direktor Jasse mir treulich in dieser für mich nicht leichten Zeit mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat.
Als treue und gewissenhafte Hilfe hatte er mir aus seinem Geschäftszimmer Fräulein Else Hauffe beigegeben, die dann auch bis zum schweren Zusammenbruch unseres Vaterlandes 1945 und zum Zerfall unserer Schule – 25 Jahre hindurch dem Geschäftszimmer vorstand.
Was es damals hieß, die Arbeitgeber zur Einhaltung der Berufsschulpflicht ihrer Angestellten zu verpflichten, davon kann man sich heute (1958) keine Vorstellung machen. Es war ein dauernder Kampf! Wieviel tausend Versäumnisanzeigen und Strafmandate habe ich, besonders in den ersten Jahren, unterzeichnen und bearbeiten müssen!
Verpflichtet zum Schulbesuch waren alle kaufmännischen und gewerblichen Lehrlinge und alle ungelernten Arbeiterinnen. Die Hausangestellten waren noch nicht schulpflichtig.
Die Lehrlinge erhielten 8 Wochenstunden. Für die gewerblichen Lehrlinge wurden diese 8 Stunden an einem Tag erledigt, da der Unterricht in 4 Stunden Theorie und vier Stunden Fachunterricht zerfiel. Die kaufmännischen Lehrlinge, Kontoristinnen und Verkäuferinnen kamen 2 x zu je 4 Stunden zum Unterricht.
Die Arbeiterinnen erhielten 6 Stunden Unterricht hintereinander.
Zu diesen Pflichtklassen kamen dann noch die freiwilligen Klassen, die 20 Wochenstunden erhielten. Für diesen Unterricht wurde auch ein Schulgeld bezahlt. Die Fürsorgestelle für Kriegerwaisen war an mich herangetreten mit der Bitte, für die Kriegerwaisen solche Klassen einzurichten.
So lief die Schule an – und wurde immer größer und größer.
Ein eigenes Schulhaus besaß ich nicht! Mein Amtszimmer wurde schließlich ein kleiner Raum, der als Lehrmittelzimmer für elektrische Geräte zum Gebrauch für Elektrotechniker in der Knabenschule gebraucht wurde.
Mein Geschäftszimmer lag unter mir im Erdgeschoß, dem Geschäftszimmer für die Knaben entgegengesetzt.
Das Lehrmittelzimmer war lag unter dem Dach im 4. Stock. Ein Lehrerinzimmer war nicht vorhanden. Für meine Schülerinnen standen 3 Klassenräume zur Verfügung. Nun, die Lehrkräfte, die diese Anfangszeiten mitgemacht haben, können noch manch ein Lied davon singen, was es heißt, Jungen und Mädel zu damaligen Zeiten unter einem Dach zu beherbergen! (Heutzutage Ist die "coedukation" nichts Besonderes! 1958) Selbstverständlich waren wir Eindringlinge, die "Mariellen" an allem Unfug schuld!
So waren wir also gezwungen, in den anderen Schulhäusern – am Nachmittag! – Unterkunft zu suchen, außerdem natürlich auch in den Schulen der Außenwerke!
[Die
Namen der folgenden Schulhäuser sind unter Umständen falsch
gelesen:]
Rund 14 Schulhäuser belegten wir.
Rund 14 Schulhäuser belegten wir.
Große
Mühle, Faulgraben, Viktoriaschule, schwarzes Meer, Mähn,
Mittaggasse, Weidengasse, Neuschottland, Oliva, Neufahrwasser,
Brösen, Schidlitz, Altschottland, Heubude.
Der Stamm der hauptamtlichen Lehrkräfte wurde immer größer, ebenso vergrößerte sich die Zahl der nebenamtlichen Lehrkräfte.
Ich selbst galt als "Abteilungsleiterin" unter dem Direktorat von Herrn Direktor Jasse.
Das ging so 4 Jahre lang. Ich hatte mich sehr bald in meine Aufgabe und Arbeit gefunden, handelte in allen Dingen durchaus selbständig. Herr Direktor Jasse verwaltete nur den für unsere Schule gemeinsamen Etat.
Der Stamm der hauptamtlichen Lehrkräfte wurde immer größer, ebenso vergrößerte sich die Zahl der nebenamtlichen Lehrkräfte.
Ich selbst galt als "Abteilungsleiterin" unter dem Direktorat von Herrn Direktor Jasse.
Das ging so 4 Jahre lang. Ich hatte mich sehr bald in meine Aufgabe und Arbeit gefunden, handelte in allen Dingen durchaus selbständig. Herr Direktor Jasse verwaltete nur den für unsere Schule gemeinsamen Etat.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen