Damals
hatten wir noch nicht die allgemeine Berufsschulpflicht. Die
Hausmädchen waren auch noch nicht schulpflichtig. Das
Wirtschaftsleben in Danzig ging gegen Ende der zwanziger Jahre
merklich zurück. Die Arbeitslosenziffer stieg höher und höher. An
den Volksschulen machte sich anscheinend der Geburtenrückgang nach
dem ersten Weltkrieg bemerkbar. Viele junge Lehrerinnen hatten keine
Beschäftigung! Viele Jugendliche suchten vergeblich nach
Lehrstellen. Zu der Zeit wandte sich der Verein der
Kriegshinterbliebenen an mich mit der Bitte, Klassen für
Kriegerwaisen einzurichten, wie ja eine solche freiwillige Klasse
für Schulentlassene mit 20 Wochenstunden schon bestand. Das
Schulgeld bezahlte der Verband. Es war ein richtiges
"Jugendnot-Werk". Ich richtete so genannte Vorlehre-Klassen
ein für spätere kaufmännische oder gewerbliche Lehrlinge, oder
auch nur hauswirtschaftliche Klassen.
Da
ich dauernd mit dem Arbeitsamt in Verbindung stand, bekam ich auch
einen erschreckenden Einblick in das Los der arbeitslosen Mädchen,
die in langen Reihen auf den Korridoren standen, um die
Arbeitslosen-Unterstützung zu erhalten.
Da war es für mich eine Selbstverständlichkeit für diese Mädchen so genannte Erwerbslosen -Kurse in den Abendstunden einzurichten. Ich kann mich allerdings nicht mehr entsinnen, wer diese Kurse bezahlte! Das Arbeitsamt? Oder wurden sie aus meinem Etat bezahlt? Eine derartige Notlage bezüglich des Etats wie in dem Jahr 1926 habe ich in den folgenden Jahren nicht mehr erlebt!
Doch nun ist es wohl an der Zeit, noch einmal einen Rückblick auf die Zeit vor 1920 zu werfen, als ich noch das "Sonntagsheim für junge Mädchen" und den "Schidlitzer Jugendbund" leitete!
Ich habe beide Mädchenbünde jahrelang geleitet, auch durch die Kriegsjahre von 1914-1918. Besonders nahmen wir uns damals der Kriegsblinden an, die wir zu geselligen Zusammenkünften sonntags einluden. Als ich 1920 den Aufbau der Mädchenberufsschule begann, gab ich das "Sonntagsheim" des "Evangelischen Frauenbundes" ab. Den "Schidlitzer Jugendbund" habe ich dann noch bis zum Jahre 1922 weitergeführt. Da 1921 das Ortsstatut in Kraft trat, war ja nun auch für die schulentlassene Jugend etwas geschehen !
Und dennoch - den Schidlitzer Jugendbund kann ich nicht so ohne weiteres verlassen! Nahm ich doch von ihm ein "Erbstück" mit in die Mädchenberufsschule! Und zwar – unsere Gartenparzelle mit Laube in der Schidlitzer Laubenkolonie! Wir hatten diese Parzelle mit Laube vor einigen Jahren von dem Vorstand der Laubenkolonie erworben und viele frohe Stunden dort verlebt.
Anfang der zwanziger Jahre hieß es auf einmal, die Laubenkolonie solle eingehen, weil die Erben des Geländes das Land als "Bauland" verwenden wollten! Die Kolonisten sollten als Ersatz Gelände auf dem Bischofsberg erhalten!
Der "Schidlitzer Jugendbund" war sozusagen in der Mädchenberufsschule aufgegangen! Ich stellte daher, solange wir noch unsere Parzelle in der Schidlitzer Laubenkolonie behalten durften, unseren dortigen Gartenplatz mit seiner Laube der Mädchenberufsschule zur Verfügung, bis die endgültige Auflösung der Kolonie nach etwa 2 Jahren vor sich ging. Die Laube stellte ich dem Schildlitzer Luisen-Heim zur Verfügung. Der Transport der Laube bis zum Luisen-Heim, das ganz in der Nähe der Laubenkolonie lag, ging ohne Schwierigkeit von statten.
Auf dem Bischofsberg war inzwischen das Land, auf dem nun die neue Kolonie "Bergeshöh" erstehen sollte, mit einem Drahtzaun umgeben worden. Ich hatte bei dem Vorstand eine Parzelle für mich persönlich, für meinen eigenen Bedarf beantragt und auch erhalten. Wie es sich später herausstellte, hatte ich ohne es freilich zuerst zu ahnen, nach meiner Meinung den schönsten und für den Zweck, der mir vorschwebte, geeignetsten Platz für mich ausgesucht! Er lag etwa 25 Minuten von der Schule in der Hundegasse entfernt – und zwar in völlig ländlicher Umgebung!
Das Land war vorher ein Kartoffelacker gewesen! Rührend war es nun, zu beobachten, wie in den nächsten Tagen die Kolonisten mit ihren alten Lauben und den ausgegrabenen Obstbäumen – auf kleine Pferdefuhrwerke geladen – vorsichtig und mühsam den Bischofsberg hinauf fuhren – und, oh Wunder! – innerhalb einer Woche war der Kartoffelacker ein dicht bepflanzter Obstgarten geworden.
Und meine Parzelle? Ein mir bekannter Gärtner legte nach meinen Angaben den Garten mit seinen Sträuchern und Obstbäumen an. Ein befreundeter junger Student entwarf die Zeichnung für die Laube und die Nebenräume, Küche und Schuppen. Ein tüchtiger Tischlermeister baute alles auf, angestrichen wurde die Laube rotbraun mit weiß und blau angestrichen den Fenstern – wie ich es 1926 in den großen Ferien in Schweden gesehen hatte – und fertig war mein kleines Jugendheim, das ich mir gewünscht hatte für 10 erholungsbedürftige arbeitslose Schülerinnen meiner Schule. Das sollte, wie man ja heutzutage sagt mein ganz persönliches "hobby" werden!
Ein langer Gartentisch, rundum lange Bänke für die Mädel, eine "Pergola", gedielt mit 10 großen Liegestühlen, natürlich mit Matratzen und Wolldecken – das war die Ausrüstung!
Eine weitere Beschreibung muß ich mir versagen. Im Laufe der Jahre sind ja dann Tausende junge Mädchen dort in meinem Gärtchen auf dem Bischofsberg gewesen.
Die erholungsbedürftigen Mädchen standen unter der ärztlichen Aufsicht des Gesundheitsamtes. Die Mädels waren in der Regel vom 15. Mai bis Ende September mit Ausnahme des Sonntags täglich von 8:00 Uhr bis 18:00 Uhr auf dem Bischofsberg. Sie wurden auch dort verpflegt – das Abendbrot nahmen sie zu Hause ein.
Von 1927-1932 habe ich diese kleine Erholungsstätte durchgeführt. Die Leitung übertrug ich jungen Lehrerinnen, die in diesen Jahren wegen der großen allgemeinen Arbeitslosigkeit ohne Beschäftigung waren. Unter anderem hat Fräulein Kloewechern [?] an und am längsten Fräulein Lucie Kneiding diese Stätte geleitet.
Da war es für mich eine Selbstverständlichkeit für diese Mädchen so genannte Erwerbslosen -Kurse in den Abendstunden einzurichten. Ich kann mich allerdings nicht mehr entsinnen, wer diese Kurse bezahlte! Das Arbeitsamt? Oder wurden sie aus meinem Etat bezahlt? Eine derartige Notlage bezüglich des Etats wie in dem Jahr 1926 habe ich in den folgenden Jahren nicht mehr erlebt!
Doch nun ist es wohl an der Zeit, noch einmal einen Rückblick auf die Zeit vor 1920 zu werfen, als ich noch das "Sonntagsheim für junge Mädchen" und den "Schidlitzer Jugendbund" leitete!
Ich habe beide Mädchenbünde jahrelang geleitet, auch durch die Kriegsjahre von 1914-1918. Besonders nahmen wir uns damals der Kriegsblinden an, die wir zu geselligen Zusammenkünften sonntags einluden. Als ich 1920 den Aufbau der Mädchenberufsschule begann, gab ich das "Sonntagsheim" des "Evangelischen Frauenbundes" ab. Den "Schidlitzer Jugendbund" habe ich dann noch bis zum Jahre 1922 weitergeführt. Da 1921 das Ortsstatut in Kraft trat, war ja nun auch für die schulentlassene Jugend etwas geschehen !
Und dennoch - den Schidlitzer Jugendbund kann ich nicht so ohne weiteres verlassen! Nahm ich doch von ihm ein "Erbstück" mit in die Mädchenberufsschule! Und zwar – unsere Gartenparzelle mit Laube in der Schidlitzer Laubenkolonie! Wir hatten diese Parzelle mit Laube vor einigen Jahren von dem Vorstand der Laubenkolonie erworben und viele frohe Stunden dort verlebt.
Anfang der zwanziger Jahre hieß es auf einmal, die Laubenkolonie solle eingehen, weil die Erben des Geländes das Land als "Bauland" verwenden wollten! Die Kolonisten sollten als Ersatz Gelände auf dem Bischofsberg erhalten!
Der "Schidlitzer Jugendbund" war sozusagen in der Mädchenberufsschule aufgegangen! Ich stellte daher, solange wir noch unsere Parzelle in der Schidlitzer Laubenkolonie behalten durften, unseren dortigen Gartenplatz mit seiner Laube der Mädchenberufsschule zur Verfügung, bis die endgültige Auflösung der Kolonie nach etwa 2 Jahren vor sich ging. Die Laube stellte ich dem Schildlitzer Luisen-Heim zur Verfügung. Der Transport der Laube bis zum Luisen-Heim, das ganz in der Nähe der Laubenkolonie lag, ging ohne Schwierigkeit von statten.
Auf dem Bischofsberg war inzwischen das Land, auf dem nun die neue Kolonie "Bergeshöh" erstehen sollte, mit einem Drahtzaun umgeben worden. Ich hatte bei dem Vorstand eine Parzelle für mich persönlich, für meinen eigenen Bedarf beantragt und auch erhalten. Wie es sich später herausstellte, hatte ich ohne es freilich zuerst zu ahnen, nach meiner Meinung den schönsten und für den Zweck, der mir vorschwebte, geeignetsten Platz für mich ausgesucht! Er lag etwa 25 Minuten von der Schule in der Hundegasse entfernt – und zwar in völlig ländlicher Umgebung!
Das Land war vorher ein Kartoffelacker gewesen! Rührend war es nun, zu beobachten, wie in den nächsten Tagen die Kolonisten mit ihren alten Lauben und den ausgegrabenen Obstbäumen – auf kleine Pferdefuhrwerke geladen – vorsichtig und mühsam den Bischofsberg hinauf fuhren – und, oh Wunder! – innerhalb einer Woche war der Kartoffelacker ein dicht bepflanzter Obstgarten geworden.
Und meine Parzelle? Ein mir bekannter Gärtner legte nach meinen Angaben den Garten mit seinen Sträuchern und Obstbäumen an. Ein befreundeter junger Student entwarf die Zeichnung für die Laube und die Nebenräume, Küche und Schuppen. Ein tüchtiger Tischlermeister baute alles auf, angestrichen wurde die Laube rotbraun mit weiß und blau angestrichen den Fenstern – wie ich es 1926 in den großen Ferien in Schweden gesehen hatte – und fertig war mein kleines Jugendheim, das ich mir gewünscht hatte für 10 erholungsbedürftige arbeitslose Schülerinnen meiner Schule. Das sollte, wie man ja heutzutage sagt mein ganz persönliches "hobby" werden!
Ein langer Gartentisch, rundum lange Bänke für die Mädel, eine "Pergola", gedielt mit 10 großen Liegestühlen, natürlich mit Matratzen und Wolldecken – das war die Ausrüstung!
Eine weitere Beschreibung muß ich mir versagen. Im Laufe der Jahre sind ja dann Tausende junge Mädchen dort in meinem Gärtchen auf dem Bischofsberg gewesen.
Die erholungsbedürftigen Mädchen standen unter der ärztlichen Aufsicht des Gesundheitsamtes. Die Mädels waren in der Regel vom 15. Mai bis Ende September mit Ausnahme des Sonntags täglich von 8:00 Uhr bis 18:00 Uhr auf dem Bischofsberg. Sie wurden auch dort verpflegt – das Abendbrot nahmen sie zu Hause ein.
Von 1927-1932 habe ich diese kleine Erholungsstätte durchgeführt. Die Leitung übertrug ich jungen Lehrerinnen, die in diesen Jahren wegen der großen allgemeinen Arbeitslosigkeit ohne Beschäftigung waren. Unter anderem hat Fräulein Kloewechern [?] an und am längsten Fräulein Lucie Kneiding diese Stätte geleitet.
Die
Arbeitslosigkeit nahm in den Jahren um 1930 in einem erschreckenden
Maße zu. Erschütternd war es für mich immer, wenn ich auf dem Wege
zu der kleinen Erholungsstätte – am helllichten Tage, in den
Vormittagsstunden – auf dem Bischofsberge an den dort lagernden und
herumlungernden Männern vorbeiging, die – Karten spielten! Um
wenigstens zu einem Teil diese Notlage abzubauen, entstanden Ostern
1932 die männlichen "Arbeitslager". Vom Arbeitsamt und dem
Dezernenten der Arbeitslager wurde mir nahe gelegt, auch für die
weiblichen Arbeitslosen in einer geeigneten Form einen
"Arbeitsdienst" einzurichten. Vom Arbeitsamt wurde ein
Geldzuschuß von 0,20 Pf. pro Kopf und Tag zugesagt.
Selbstverständlich sah ich sofort ein, daß hier eine wichtige
Aufgabe für unsere Schule vorlag, und so richtete ich im Oktober
1932 den ersten weiblichen, freiwilligen Arbeitsdienst in Danzig
ein.
Während für die Männer, die mit Außenarbeiten, wie Wegebau, Straßenverbesserungen etc. beschäftigt wurden, das Leben in Arbeitslagern die geeignetste Form war, konnte der Arbeitsdienst, den ich für die Mädchen von unserer Schule aus einrichtete, selbstverständlich nur als "Halbtagsdienst", der in den Räumen und bei den Gegebenheiten unseres Schulhauses vor sich gehen mußte, eingerichtet werden. Die im 3. Stock gelegene Schulküche, dazu der große Saal mit den Nähmaschinen im selben Stock stand den Mädchen täglich bis 2 Uhr zur Verfügung, dazu unsere Waschküche im Erdgeschoß.
60 Mädel wurden uns vom Arbeitsamt überwiesen. Sie wurden in 3 Gruppen eingeteilt. Unterrichtsfächer waren Kochen und Hausarbeit, Wäschenähen und Ausbessern, Waschen und Plätten, dazu theoretischer Unterricht in Kinderpflege, Gesundheits- und Krankenpflege und Erziehungslehre.
Drei jungen, damals arbeitslosen Gewerbelehrerinnen übertrug ich die Leitung dieses ersten weiblichen Arbeitsdienstes. Soweit ich mich erinnere, war ihre Besoldung durch das Arbeitsamt denkbar minimal! Doch ich hatte durch aus den Eindruck, daß sie sich freudig in diese wertvolle und wichtige Aufgabe schickten, – und – sie waren wenigstens nicht zur Tatenlosigkeit und Arbeitslosigkeit verurteilt!
Die Mädchen arbeiteten für die Männerlager! Die Wäsche der Männer wurde gewaschen, ausgebessert und geplättet (Ich entsinne mich, dass ich selbst zuerst einmal 120 Hemden zugeschnitten habe, damit die Männer ihr Hemd wechseln konnten!)
Es herrschte ein fröhliches, reges und munteres Leben unter den Beteiligten. Ich bin überzeugt, daß es nun, – da alles zerschlagen ist, und alles uns nur noch wie ein Märchen, ein schöner Traum erscheint, – allen eine liebe Erinnerung ist!
Meine kleine Erholungsstätte wurde allerdings Ende September 1932 geschlossen! Dafür zog nun im Sommer 1933 ein Teil der Arbeitsmädchen auf den Bischofsberg. Ich hatte ganz in der Nähe der Laubenkolonie – (ich glaube, es war die Bastion "Aussprung", der Bischofsberg war ja früher Befestigungsgelände!) einen Acker gepachtet, – diesmal aus Etatsmitteln! Dieses Land bearbeiteten nun die Mädchen des Arbeitsdienstes! Die Früchte kamen dem Kochunterricht der ganzen Schule zu gut! Wir legten auch ein "Flachsfeld" an. Da in der näheren Umgebung von Danzig nirgends Flachs angebaut wurde, setzte ich, als es blühte, einen kleinen Artikel in unsere "Danziger Neusten Nachrichten".
Den Flachs haben dann die Mädels im Winter nach allen Regeln der Kunst bearbeitet. Sie haben dann den Flachs versponnen, – und jedes Mädel hat sich dann auf unseren Webstühlen ein kleines Handtuch daraus gewebt.
So lief denn also unsere Mädchenberufsschule mit allen ihren Fachklassen und dem "Arbeitsdienst" im 3. Stock flott auf vollen Touren! Im Oktober 1933 feierten wir dann das einjährige Bestehen des "Danziger freiwilligen, weiblichen Arbeitsdienstes"! Es war ein wunderschöner Festtag!
Aus den 14 männlichen Arbeitslagern kamen Abordnungen – mit Geschenken! Selbst gearbeitete Nähkästen, Wandsprüche etc. (sogar ein selbst gearbeiteter Nähtisch wurde gebracht!)
Wir waren etwa 130 Personen. Nach einer Ansprache des obersten Lagerleiters gab es dann ein Festessen und anschließend daran Kaffee und Kuchen. Darauf ein Tänzchen und als die Freude so um 4 Uhr- nachmittags natürlich - ungefähr den Höhepunkt erreicht hatte – machte ich Schluß in der Erwägung, daß es immer am richtigsten ist, aufzuhören, wenn es am schönsten ist!
Während für die Männer, die mit Außenarbeiten, wie Wegebau, Straßenverbesserungen etc. beschäftigt wurden, das Leben in Arbeitslagern die geeignetste Form war, konnte der Arbeitsdienst, den ich für die Mädchen von unserer Schule aus einrichtete, selbstverständlich nur als "Halbtagsdienst", der in den Räumen und bei den Gegebenheiten unseres Schulhauses vor sich gehen mußte, eingerichtet werden. Die im 3. Stock gelegene Schulküche, dazu der große Saal mit den Nähmaschinen im selben Stock stand den Mädchen täglich bis 2 Uhr zur Verfügung, dazu unsere Waschküche im Erdgeschoß.
60 Mädel wurden uns vom Arbeitsamt überwiesen. Sie wurden in 3 Gruppen eingeteilt. Unterrichtsfächer waren Kochen und Hausarbeit, Wäschenähen und Ausbessern, Waschen und Plätten, dazu theoretischer Unterricht in Kinderpflege, Gesundheits- und Krankenpflege und Erziehungslehre.
Drei jungen, damals arbeitslosen Gewerbelehrerinnen übertrug ich die Leitung dieses ersten weiblichen Arbeitsdienstes. Soweit ich mich erinnere, war ihre Besoldung durch das Arbeitsamt denkbar minimal! Doch ich hatte durch aus den Eindruck, daß sie sich freudig in diese wertvolle und wichtige Aufgabe schickten, – und – sie waren wenigstens nicht zur Tatenlosigkeit und Arbeitslosigkeit verurteilt!
Die Mädchen arbeiteten für die Männerlager! Die Wäsche der Männer wurde gewaschen, ausgebessert und geplättet (Ich entsinne mich, dass ich selbst zuerst einmal 120 Hemden zugeschnitten habe, damit die Männer ihr Hemd wechseln konnten!)
Es herrschte ein fröhliches, reges und munteres Leben unter den Beteiligten. Ich bin überzeugt, daß es nun, – da alles zerschlagen ist, und alles uns nur noch wie ein Märchen, ein schöner Traum erscheint, – allen eine liebe Erinnerung ist!
Meine kleine Erholungsstätte wurde allerdings Ende September 1932 geschlossen! Dafür zog nun im Sommer 1933 ein Teil der Arbeitsmädchen auf den Bischofsberg. Ich hatte ganz in der Nähe der Laubenkolonie – (ich glaube, es war die Bastion "Aussprung", der Bischofsberg war ja früher Befestigungsgelände!) einen Acker gepachtet, – diesmal aus Etatsmitteln! Dieses Land bearbeiteten nun die Mädchen des Arbeitsdienstes! Die Früchte kamen dem Kochunterricht der ganzen Schule zu gut! Wir legten auch ein "Flachsfeld" an. Da in der näheren Umgebung von Danzig nirgends Flachs angebaut wurde, setzte ich, als es blühte, einen kleinen Artikel in unsere "Danziger Neusten Nachrichten".
Den Flachs haben dann die Mädels im Winter nach allen Regeln der Kunst bearbeitet. Sie haben dann den Flachs versponnen, – und jedes Mädel hat sich dann auf unseren Webstühlen ein kleines Handtuch daraus gewebt.
So lief denn also unsere Mädchenberufsschule mit allen ihren Fachklassen und dem "Arbeitsdienst" im 3. Stock flott auf vollen Touren! Im Oktober 1933 feierten wir dann das einjährige Bestehen des "Danziger freiwilligen, weiblichen Arbeitsdienstes"! Es war ein wunderschöner Festtag!
Aus den 14 männlichen Arbeitslagern kamen Abordnungen – mit Geschenken! Selbst gearbeitete Nähkästen, Wandsprüche etc. (sogar ein selbst gearbeiteter Nähtisch wurde gebracht!)
Wir waren etwa 130 Personen. Nach einer Ansprache des obersten Lagerleiters gab es dann ein Festessen und anschließend daran Kaffee und Kuchen. Darauf ein Tänzchen und als die Freude so um 4 Uhr- nachmittags natürlich - ungefähr den Höhepunkt erreicht hatte – machte ich Schluß in der Erwägung, daß es immer am richtigsten ist, aufzuhören, wenn es am schönsten ist!
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