Und
wie ging es dann weiter?
Nun ja bis zum Herbst 1934 ging es in gewohnter Weise weiter, – bis eines Tages die oberste Frauenschaftsleiterin, Frau Günther, in meinem Amtszimmer erschien! Im Jahr 1933 war ja die Machtübernahme Hitlers vor sich gegangen! Selbstverständlich beanspruchte Frau Günther den weiblichen Arbeitsdienst, den sie nun erst richtig aufziehen würde, für sich und die Frauenschaft!
Als ein paar Tage darauf wieder aus einem Lager Wäsche zum Waschen und Ausbessern gebracht wurde, musste ich den Männern sagen, daß sie sich fortan damit an die Frauenschaft wenden müßten, denn die hätte jetzt den weiblichen Arbeitsdienst übernommen.
Ach, es tat mir leid, ihnen das sagen zu müssen! Die Männer waren einfach entsetzt, sagten sie würden alle nun aus den Lagern fortlaufen! –
Nun, ich weiß nicht genau, wie es nun bei der Frauenschaft weiterging! Ich glaube, sie richteten nun richtige "Mädchenlager" ein. Für die Männerlager wurde nicht mehr gearbeitet, die werden da ja wohl einen Ausweg gefunden haben!
Der Sommer 1934 verlief für den weiblichen Arbeitsdienst unserer Schule in gewohnter Weise, sowohl an unserer Schule wie auf dem Bischofsberg.
Von meiner Laube aus ging der Blick auf einen etwas tiefer gelegenen Grasplatz. Der Bischofsberg war ja früher Festungsgelände mit den typischen Anlagen und Wällen, verschieden gelagerten ebenen Plätzen etc. Diesen Platz, ich glaube, er wurde als kleiner Spiel- und Sportplatz früher benutzt, pachtete ich für die Schule, da ich beabsichtigte, dort ein kleines Jugendheim für die Schule zu erbauen. Vormittags sollte es als Kindergarten für 24 in der Umgebung wohnende Kinder dienen.
Da der Platz jedoch sehr verwühlt war und sich in einem sehr schlechten Zustand befand, wandte ich mich an den Leiter der männlichen Arbeitslager mit der Bitte, die notwendigen Planierungsarbeiten durch seine Leute ausführen zu lassen. Bereitwilligst übernahmen die Männer dieser Arbeit, sozusagen zum Dank für die Hilfe, die die Mädels ihnen geleistet hatten!
Nun ja bis zum Herbst 1934 ging es in gewohnter Weise weiter, – bis eines Tages die oberste Frauenschaftsleiterin, Frau Günther, in meinem Amtszimmer erschien! Im Jahr 1933 war ja die Machtübernahme Hitlers vor sich gegangen! Selbstverständlich beanspruchte Frau Günther den weiblichen Arbeitsdienst, den sie nun erst richtig aufziehen würde, für sich und die Frauenschaft!
Als ein paar Tage darauf wieder aus einem Lager Wäsche zum Waschen und Ausbessern gebracht wurde, musste ich den Männern sagen, daß sie sich fortan damit an die Frauenschaft wenden müßten, denn die hätte jetzt den weiblichen Arbeitsdienst übernommen.
Ach, es tat mir leid, ihnen das sagen zu müssen! Die Männer waren einfach entsetzt, sagten sie würden alle nun aus den Lagern fortlaufen! –
Nun, ich weiß nicht genau, wie es nun bei der Frauenschaft weiterging! Ich glaube, sie richteten nun richtige "Mädchenlager" ein. Für die Männerlager wurde nicht mehr gearbeitet, die werden da ja wohl einen Ausweg gefunden haben!
Der Sommer 1934 verlief für den weiblichen Arbeitsdienst unserer Schule in gewohnter Weise, sowohl an unserer Schule wie auf dem Bischofsberg.
Von meiner Laube aus ging der Blick auf einen etwas tiefer gelegenen Grasplatz. Der Bischofsberg war ja früher Festungsgelände mit den typischen Anlagen und Wällen, verschieden gelagerten ebenen Plätzen etc. Diesen Platz, ich glaube, er wurde als kleiner Spiel- und Sportplatz früher benutzt, pachtete ich für die Schule, da ich beabsichtigte, dort ein kleines Jugendheim für die Schule zu erbauen. Vormittags sollte es als Kindergarten für 24 in der Umgebung wohnende Kinder dienen.
Da der Platz jedoch sehr verwühlt war und sich in einem sehr schlechten Zustand befand, wandte ich mich an den Leiter der männlichen Arbeitslager mit der Bitte, die notwendigen Planierungsarbeiten durch seine Leute ausführen zu lassen. Bereitwilligst übernahmen die Männer dieser Arbeit, sozusagen zum Dank für die Hilfe, die die Mädels ihnen geleistet hatten!
Die
Arbeiten sollten angeblich in etwa 6 Wochen fertig gestellt sein, –
zogen sich aber auf mindestens ein Vierteljahr hin! Es war doch zu
schön dort auf dem Bischofsberg! Auf dem Acker arbeiteten die Mädel
und unten auf dem Platz gruben und karrten die Männer – und
gemeinsam wurde dann die Frühstückspause abgehalten, für die die
Mädels in unserer kleinen Küche den Kaffee kochten! Kein Wunder,
daß sich die Arbeiten "etwas" "in die Länge
zogen"!!
Doch, Ende 1934 ging unser weiblicher Arbeitsdienst in die Hand der Frauenschaft über. Dennoch gaben wir die Arbeit an der arbeitslosen weiblichen Jugend nicht ganz auf. Wir unterhielten weiterhin unter der Bezeichnung "Mütterschule" Erwerbslosenkurse.
Wie lange wir diese Kurse durchhielten, ist meinem Gedächtnis nicht mehr gegenwärtig!
Im Frühjahr 1935 war unterdessen mein kleines "Jugendheim" unser "Berghäuschen" fertig gestellt worden. Der ringsum mit Fliederbüschen umsäumte Platz prangte in frischem Frühlingsgrün, und unsere Mädels zogen von der Schule in langen Zügen von der Schule in der Hundegasse über den "Feuerwehrplatz", den Heumarkt und "das schwarze Meer" hinauf zum Bischofsberg, denn dort sollte das "Richtfest" unseres Berghäuschens gefeiert werden! Tischlermeister Wolff zusammen mit seinem Sohn hatten es aufgebaut, die "Richtkrone" prangte über dem Dach, von dem aus Herr Wolf junior seinen Richtfestspruch sprach.
Anfang Mai 1935 war dann das "Berghäuschen" fertig!
Es war mein Geschenk an die Schule.
Im Anschluß an eine Maifeier auf dem Bischofsberg, an der auch Herr Oberschulrat Kesten teilnahm, wurde ihm feierlich der Schlüssel des "Berghäuschens" als dem Eigentum der Schule – überreicht.
Und dann belebte sich das Berghäuschen mit 24 fröhlichen Kindern! Eine Kindergärtnerin betreute sie. Ihr zur Seite standen jeweils 4-6 Schülerinnen, die, sobald sie lehrplanmäßig Unterricht in Säuglings-und Kinderpflege in der Schule erhielten, zum Kindergarten abgeordnet wurden.
Durch den von Göring 1935 gegebenen Erlaß, nach welchem alle Mädchen nach dem Verlassen der Volksschule ein so genanntes "Pflichtjahr" in einer Familie, einem Haushalt ableisten mußten, ergab es sich zwangsläufig, daß nun die "allgemeine Berufsschulpflicht" anlief.
Ich erhielt fortan von den Volks- und Mittelschulen die Listen über die schulentlassenen Mädchen. Diese wurden dann in die hauswirtschaftlichen Klassen eingeschult. So vergrößerte sich die Schülerinnenzahl beträchtlich. Selbstverständlich vergrößerte sich auch der Lehrkörper, vor allem an hauptamtlich angestellten Lehrkräften.
Im Jahre 1945, also beim großen Zusammenbruch, zählte das Lehrerkollegium – einige wenige nebenamtliche Fachkräfte mitgezählt – einige 50 Lehrkräfte!
Doch, Ende 1934 ging unser weiblicher Arbeitsdienst in die Hand der Frauenschaft über. Dennoch gaben wir die Arbeit an der arbeitslosen weiblichen Jugend nicht ganz auf. Wir unterhielten weiterhin unter der Bezeichnung "Mütterschule" Erwerbslosenkurse.
Wie lange wir diese Kurse durchhielten, ist meinem Gedächtnis nicht mehr gegenwärtig!
Im Frühjahr 1935 war unterdessen mein kleines "Jugendheim" unser "Berghäuschen" fertig gestellt worden. Der ringsum mit Fliederbüschen umsäumte Platz prangte in frischem Frühlingsgrün, und unsere Mädels zogen von der Schule in langen Zügen von der Schule in der Hundegasse über den "Feuerwehrplatz", den Heumarkt und "das schwarze Meer" hinauf zum Bischofsberg, denn dort sollte das "Richtfest" unseres Berghäuschens gefeiert werden! Tischlermeister Wolff zusammen mit seinem Sohn hatten es aufgebaut, die "Richtkrone" prangte über dem Dach, von dem aus Herr Wolf junior seinen Richtfestspruch sprach.
Anfang Mai 1935 war dann das "Berghäuschen" fertig!
Es war mein Geschenk an die Schule.
Im Anschluß an eine Maifeier auf dem Bischofsberg, an der auch Herr Oberschulrat Kesten teilnahm, wurde ihm feierlich der Schlüssel des "Berghäuschens" als dem Eigentum der Schule – überreicht.
Und dann belebte sich das Berghäuschen mit 24 fröhlichen Kindern! Eine Kindergärtnerin betreute sie. Ihr zur Seite standen jeweils 4-6 Schülerinnen, die, sobald sie lehrplanmäßig Unterricht in Säuglings-und Kinderpflege in der Schule erhielten, zum Kindergarten abgeordnet wurden.
Durch den von Göring 1935 gegebenen Erlaß, nach welchem alle Mädchen nach dem Verlassen der Volksschule ein so genanntes "Pflichtjahr" in einer Familie, einem Haushalt ableisten mußten, ergab es sich zwangsläufig, daß nun die "allgemeine Berufsschulpflicht" anlief.
Ich erhielt fortan von den Volks- und Mittelschulen die Listen über die schulentlassenen Mädchen. Diese wurden dann in die hauswirtschaftlichen Klassen eingeschult. So vergrößerte sich die Schülerinnenzahl beträchtlich. Selbstverständlich vergrößerte sich auch der Lehrkörper, vor allem an hauptamtlich angestellten Lehrkräften.
Im Jahre 1945, also beim großen Zusammenbruch, zählte das Lehrerkollegium – einige wenige nebenamtliche Fachkräfte mitgezählt – einige 50 Lehrkräfte!
In der Mädchenberufsschule in Danzig bestanden folgende Klassen.
Lehrlingsklassen für
1.
Kontoristinnen
2.
Verkäuferinnen
3. Schneiderinnen
4. Putzmacherinnen
5. Weißzeugnäherinnen
6. Frisösen
7. Hauswirtschaftslehrlinge
8. Kinderpflegerinnen
9. Technische ZeichnerinnenArbeiterinnenklassen
1. Bernsteinarbeiterinnen
3. Schneiderinnen
4. Putzmacherinnen
5. Weißzeugnäherinnen
6. Frisösen
7. Hauswirtschaftslehrlinge
8. Kinderpflegerinnen
9. Technische ZeichnerinnenArbeiterinnenklassen
1. Bernsteinarbeiterinnen
2.
Keramikarbeiterinnen
3. ungelernter Arbeiterinnen
Dazu:
Freiwillige Klassen (Vorlehre!) und nach der Einführung der allgemeinen Berufsschulpflicht die Pflichtjahrklassen, in die auch die Hausangestellten eingeschult wurden.
Die Schule zählte kurz vor dem Zusammenbruch im Jahre 1945 über 4000 Schülerinnen!
3. ungelernter Arbeiterinnen
Dazu:
Freiwillige Klassen (Vorlehre!) und nach der Einführung der allgemeinen Berufsschulpflicht die Pflichtjahrklassen, in die auch die Hausangestellten eingeschult wurden.
Die Schule zählte kurz vor dem Zusammenbruch im Jahre 1945 über 4000 Schülerinnen!
Im
Jahre 1940 feierten wir am 12. April das 20-jährige Bestehen der
Schule. Am 12. April 1945 hätten wir unser 25. Jubiläum feiern
können!
Doch – das Schicksal versagte es uns! Am 1. Februar 1945 habe ich mit dem Kollegium meine letzte Konferenz abgehalten!
Und dann habe ich mein Amtszimmer dem Herrn abgegeben, der für die Versorgung der Flüchtlinge zuständig war, Denn das Schulhaus wurde nun Zufluchtsstätte für ungezählte Flüchtlinge aus Ostpreußen.
Ich habe unser liebes Schulhaus, Hundegasse 54, nicht mehr wieder gesehen. Es ist in den Märztagen 1945 durch Bombenwurf bis auf den Grund zerstört worden.
Doch – das Schicksal versagte es uns! Am 1. Februar 1945 habe ich mit dem Kollegium meine letzte Konferenz abgehalten!
Und dann habe ich mein Amtszimmer dem Herrn abgegeben, der für die Versorgung der Flüchtlinge zuständig war, Denn das Schulhaus wurde nun Zufluchtsstätte für ungezählte Flüchtlinge aus Ostpreußen.
Ich habe unser liebes Schulhaus, Hundegasse 54, nicht mehr wieder gesehen. Es ist in den Märztagen 1945 durch Bombenwurf bis auf den Grund zerstört worden.
Anna Groth
Eisenach,
10. Januar 1959
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